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объект 925
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Strannic
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Дата
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24.10.2006 20:16:02
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Рубрики
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WWII; Политек;
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Ре: Вопрос по...
Daher ist damit zu rechnen, daß das eben erschienene Büchlein "Nemmersdorf, Oktober 1944 – Was in Ostpreußen wirklich geschah" (edition ost, Berlin 1997, 14,90 DM) des promovierten Hobbyhistorikers Bernhard Fisch Aufmerksamkeit erregen wird. Der gebürtige Ostpreuße (Jahrgang 1926) hat neue Quellenstudien, Ortsbesichtigungen Zeugenbefragungen durchgeführt. Eine persönliche Betroffenheit ergibt sich, weil er als Soldat am 25. Oktober 1944 auf der Suche nach Proviant zufällig in Nemmersdorf war und seine Eindrücke sich von den Bildern der Wochenschauen unterschieden. Er hat auch russische Gefechtsprotokolle gesichet. Fischs Darstellung liest sich wie ein Krimi und enthält einige Abweichungen von den bisherigen Nemmersdorf-Berichten.
Fisch teilt eingangs den Störversuch seiner Untersuchungen durch einen "Vertriebenenfunktionär" der Landsmannschaft Ostpreußen mit. Längst nicht alle aus dem überschaubaren Kreis der Nemmersdorfer Ortszeugen – von denen einige noch lebten – seien befragt worden. Im Kreisarchiv Gumbinnen lag ebenfalls noch ein unausgewerteter Bericht. Außerdem sei eine Quellenkritik bislang unterblieben. Einige Berichte seien Fälschungen oder beruhten in Wahrheit auf Hörensagen, da die Zeugen nachweislich nie in Nemmersdorf gewesen oder schon früher geflüchtet waren. Als merkwürdig stuft er ein, daß bislang niemand sich der Mühe unterzogen habe, die Leichen auf dem Fotomaterial vom Oktober 1944 zu identifizieren.
Bei den ausländischen Zeitungsartikeln, so Fisch, könne es sich nicht um Augenzeugenberichte gehandelt haben. Diese Presseorgane hätten im übrigen den Nationalsozialisten zumindest nahegestanden. Wie Fisch errechnete, hätten die Korrespondenten frühestens eine Woche nach dem Massaker vor Ort sein können. Zu diesem Zeitpunkt konnten sie aber nicht mehr – wie dargestellt – Ermordete in den Wohnungen vorgefunden haben. Außerdem seien Verwüstungen in den Nemmersdorfer Häusern (wie eine Beschwerde des ostpreußischen Oberlandesgerichtspräsidenten dokumentiert) auch durch einquartierte deutsche Soldaten erfolgt.
Frontal zieht Fisch den Augenzeugenbericht von Karl Potrek in Zweifel. Dieser hatte angegeben, die Leichen seien zunächst bestattet worden und nach Ankunft einer Untersuchungskommission der Wehrmacht wieder exhumiert worden. Dem widerspreche aber der Anblick der fotografierten Leichen. Die gekreuzigten Frauen hätte nicht einmal der Völkische Beobachter erwähnt. Die Scheune am Ortseingang, an deren Tore zwei (von insgesamt sechs) nackte Frauen genagelt worden seien, habe es gar nicht gegeben. Auf den Fotos seien zudem alle Leichen bekleidet. Auch von einem geschlossenen Treck, der in Nemmersdorf von den Russen überrollt werden konnte, habe kein anderer Zeuge gesprochen. Daß der ermordeten alten Frau der Schädel gespalten worden sei, diese neue Grausamkeitsstufe taucht erst in Potreks Bericht 1953 auf. Andererseits verrate Potreks Bericht eine Orts- und Personenkenntnis, die er als Ortsfremder nicht haben konnte. Potrek, darauf läuft Fischs Argumentation hinaus, habe seine Erinnerungen mit schon vorliegenden Berichten und Artikeln aus dem Völkischen Beobachter, wo allgemein von "Durchstoßmerkmalen an beiden Handflächen" eines alten Mannes die Rede war (allerdings an einem anderen Ort), vermischt. Auch die behauptete Identifizierung der Toten als Nemmersdorfer durch eine Dorfbewohnerin habe es so nicht gegeben.
Außerdem seien Obduktionen unterblieben, so daß man nicht in jedem Falle feststellen konnte, welcher Tote etwa während Kampfhandlungen umgekommen war. Für verbürgt hält Fisch in Nemmersdorf zwei Dutzend Opfer, von denen die meisten zweifelsfrei durch Genick- und Kopfschüsse hingemetzelt worden waren. Die Goebbels-Presse hätte die Toten und Greuel von mehreren ostpreußischen Orten unter "Nemmersdorf" summiert, um die propagandistische Wirkung zu erhöhen.
http://home.snafu.de/l.moeller/Krieg/Nemmersdorf.html
Alexej